Nur noch ein Kilometer bis zur Ampel, jetzt Endspurt. Ich atme schwer, habe den Kopf gesenkt, mein Wille treibt mich weiter.

Voran, noch diese Kurve, dann wieder leicht bergab.

Ich höre ein Geräusch, ich schaue auf, erschrecke: Das Fahrzeug schleudert, Reifen kreischen, mein Schrei erstirbt. Nach rechts – kein Platz, nach links – das Auto, wohin?

Das Fahrzeug fliegt mit seiner vollen Breite auf mich zu, ich kralle meine Hände in die Bremsen, die Wand aus Blech füllt jetzt mein ganzes Blickfeld und lässt mir keine Lücke. Nach oben, ein letzter verzweifelter Versuch. Mit aller Kraft drücke ich mich aus den Pedalen, doch der brutale Aufwärtshaken kommt zu schnell. 

Der Schlag, stärker, intensiver, vernichtender als alles, was ich jemals zuvor erlebt hatte, reißt mich vom Rad – und aus der Welt.

Unbedingt lesenswert!

Das Buch hat mich von der ersten Seite in seinen Bann gezogen, sodass ich es kaum aus der Hand legen konnte.
Beeindruckt und berührt hat mich besonders die Lebensfreude des Autors: Auch in schwierigen Situationen an die eigenen Grenzen zu gehen und darüber hinaus, seine Fähigkeit, sich auch an kleinsten Fortschritten zu erfreuen und diese immer weiter auszubauen.
Das Buch zeigt, was Eigenmotivation, Mut, Anstrengung, Durchhaltekraft und die Bereitschaft, niemals aufzugeben, bewirken können.
Die medizinischen Details sind hervorragend recherchiert und allgemeinverständlich dargestellt.
Im Anhang Fotos aus der Zeit vor und kurz nach dem Unfall des Autors und während seiner Rekonvaleszenz und Genesung.
Ein unbedingt lesenswertes Buch, das Mut macht.

der Wille zu leben

Der unverschuldete Unfall – aus dem bisherigen Leben hinausgeschleudert, körperliche Funktionen auf ein Minimum reduziert, Koma mit Albträumen … dann Erwachen, bewegungsunfähig aber geistig präsent. Ist da Hoffnung möglich? Kann es neue Freude am Leben geben? Kann man das Schicksal annehmen?

Das ist, was der Autor Frank Diedrich mit der Schilderung “seines Wegs danach” dem Leser tatsächlich vermittelt: trotz der Schwere der Verletzungen, trotz der Rückschläge nie aufzugeben, jedes Fünkchen Hoffnung zu nähren und “nicht mit dem Schicksal zu hadern, sondern versuchen, in allen Dingen etwas Positives zu sehen” (wie es der sympathische Psychologe in der Reha sagt).

Das Buch ist für Kranke und Gesunde lesenswert; es ist nicht nur spannend, die persönliche Geschichte des Schwerverletzten zu verfolgen – denn der Text ist flüssig zu lesen, manchmal fast witzig und auch sehr informativ – es zieht den Leser nicht hinab in das Trübsal der Ereignisse und des daraus entstehenden Leidens, sondern der sehr detaillierte Bericht gibt dem Leser das Gefühl, dass ein besinnliches und vorwärts gerichtetes Denken möglich ist und Freude am Leben immer wieder gefunden werden kann. Das Geheimnis ist das Setzen von kleinen Zielen, der Wille zu leben aber auch der bedingungslose Beistand der Ehefrau Kathrin.

Ein Lehrstück in positiver Psychologie

Wer eine sentimentale, rührselige Geschichte über einen Unfall und seine Folgen erwartet, wird enttäuscht werden. Diese autobiographische Erzählung hat weit mehr zu bieten.

Durch die Perspektivwechsel, den sachlichen, schnörkellosen Stil und das Erzähltempo wirkt die Geschichte fesselnd und lebendig. Unglaublich, was der Autor in den letzten drei Jahren durchgemacht hat. Die Schilderungen der teilweise sehr lustigen Koma-Träume verleihen der Darstellung gleichzeitig eine gewisse Leichtigkeit.

Nach der Komaphase beeindruckt vor allem die unglaublich positive Haltung des Autors trotz aller Rückschläge: sein Durchhaltevermögen, seine Ausdauer und seine Disziplin; seine Dankbarkeit auch für kleine Fortschritte und für die Unterstützung, die er durch andere erfahren hat. Es gibt wohl nur wenige Menschen, die eine solche Haltung trotz dieses Schicksalsschlags an den Tag legen. Sein Umgang mit den Folgen des Unfalls ist ein Lehrstück in positiver Psychologie: reframing, atomic aims, Resilienz und Achtsamkeit sind Schlüsselfaktoren für seinen Weg zurück ins Leben.

Interessant sind aber auch die feinen Beobachtungen aus der Patientenperspektive, die für alle Leser in sozialen Berufen (Ärzte, Pfleger, Therapeuten, Lehrer) wertvoll sein können, von der Ansprache der Patienten mit Namen bis hin zur richtigen Dosierung von Fördern und Fordern: dem Patienten etwas zutrauen, die Anforderungen differenzieren, loben etc. Natürlich lernt man dies theoretisch in der Ausbildung, doch aus der Patientenperspektive wird die motivierende Wirkung dieses Verhaltens unmittelbar erfahrbar.

Die philosophischen Betrachtungen am Ende des Buches über das, worauf es im Leben ankommt, sind berührend und stimmen nachdenklich. Insgesamt eine bereichernde Lektüre, die Mut macht.