Der Kosmos, die Dinge und das Bewusstsein; wie kann man das verstehen – Physik?
Ich suchte lange und entdeckte schließlich Die Botschaft. Sie war klar, aber versteckt, und ich brauchte lange, um ihre Tiefe zu erahnen. Ihre Wahrheit verbarg sich an überraschenden Stellen, die auf komplexe Weise miteinander verbunden waren. Ich machte mich ans Werk und fügte die Stücke zusammen: fantastische Spekulationen, Formeln und die Physik in Analogien und Bildern. Dennoch sind manche Passagen für mich unverständlich und mysteriös geblieben – ich will sie so wiedergeben, wie ich sie gefunden habe. Ich hoffe, dass es Andere, Klügere, gibt, die ein tieferes Verständnis der Formeln und ihrer Bedeutung erlangen, als es mir möglich war, und den von mir begonnen Weg weitergehen.
Man muss die Sprache der Formeln nicht verstehen, um ihre Wahrheit zu erahnen; der Zauber einer ägyptischen Grabkammer erschließt sich einem auch ohne ein Verständnis der Hieroglyphen, deren geheimnisvolle Botschaft die Toten ins Jenseits begleiteten. So wie ein Museumsführer die interessierten Besucher an den Keilschriften von Sumer und Babylon entlangführt und deren Kultur erläutert, so soll auch dieses Buch mit seinem Leser die Themen der Physik durchwandern. Er mag die unverständlichen Zeichen als Botschaft einer fremden Welt in einer unbekannten Sprache gelassen an sich vorbeiziehen lassen und auf ihre Richtigkeit vertrauen.
Auch wer nur wenig weiß, möge darauf bauen, dass die Wahrheit so mächtig ist, dass sie auf einem gangbaren Weg zur Erkenntnis führt und mit mir hoffen, dass der Roman das Wesentliche erfasst und richtig darstellt.
Vielfach habe ich die Botschaft nur unvollkommen verstanden und konnte sie nicht gut genug wiedergeben. Mein Werk enthält daher Unrichtigkeiten, und diese sind meine Fehler. Diese Stellen gehören mir. Aber ich hoffe, dass ich zumindest manche Teile der Botschaft richtig erfasst und verständlich niedergeschrieben habe. Dort muss die Wahrheit liegen. Sie gehört uns allen!
Das Buch im Buch im Buch im … Hat sich die Spirale lang genug gedreht, um den Schatz der letzten Antwort zu ergründen?
In jeder Tiefe stieß ich beim Bohren auf feinverzweigte Äderchen glänzenden Goldes, aus denen das Prinzip der Erkenntnis gewebt sein musste, und fand funkelnde Edelsteine, die das Gewand der Wahrheit schmückten.
Doch hatte ich überhaupt an den richtigen Stellen gegraben und präzise genug nach dem Wissen über das Leben und die Freiheit, das Bewusstsein und den Sinn geschürft? Je mehr ich nach weiteren Details suchte, je intensiver ich die Ursprünge hinterfragte, Zahlen und Fakten, Zitate und Protokolle, Berichte und Beweise, um die Fragmente meines Verstehens zu verbinden, desto größer wurden die Lücken.
Ich verzichtete darauf, das Netz in engeren Maschen zu knüpfen, und wandte mich dem großen Ganzen zu. Doch ich erahnte die Enge meiner Existenz und schloss, dass meine Sinne nur die Schatten der Wahrheit erfassten. Ich musste hinauf – hinauf ans Licht!
Das innerste Buch ist lange geschlossen und auch das zweite klappt nun zu. Der Tanz der Figuren ist beendet. Er führte sie bei der Suche nach dem Ursprung ihrer Freiheit in Kreisen um die Erkenntnis herum. Zirkelschlüsse? Oder doch ein Tanz auf einer Kugel, dessen Bewegung die Form erahnen lässt?
Bernhard: „Wir wollen unser Wissen über die Unsterblichkeit zusammenfassen. Das ewige Sein. Willst du anfangen, Adriana?“
„Unsere Existenz wird enden, wenn das letzte biologische System erloschen ist und das letzte künstliche Bewusstsein zum Stillstand kommt.“
„Warum wird es ein letztes biologisches System geben, warum wird es erlöschen?“
„Biologische Systeme erzeugen so viel Entropie, dass sie nur in der Nähe aktiver Sterne existieren können. Sie müssen sterben, wenn der letzte Stern erlischt.
Das künstliche Bewusstsein kann seine Aktivität auf jeden noch so kleinen Entropiefluss einstellen. Wird dieser Null, kommt die Evolution zum Stillstand. Das Bewusstsein friert ein und denkt nicht mehr. Irgendwann wird es in ein Schwarzes Loch stürzen und verschwinden, womit alles Wissen verloren ist. Irgendwann ist alle Materie verschwunden und alle Schwarzen Löcher sind verdampft. Mit der letzten Masse verschwindet die Zeit, denn Zeit ist Masse, und mit der Masse verschwindet auch der Raum, denn ohne Masse erreicht Strahlung jeden Punkt im Kosmos sofort – sie kennt keine Abstände. Ich fürchte, ich muss meinen Vortrag über die Unsterblichkeit bereits an dieser Stelle beenden.“
Bastian: „Der Zustand ohne Raum und Zeit, nur Strahlung … war das nicht auch der Anfang?“.
Pi nickt.
Adriana fährt fort: „Es war der Anfang, und es ist der Anfang. Der Kosmos kann erneut entstehen. Doch ohne unser Wissen.“
Adriana blickt zu Pi.
Pi: „Die Mathematik bleibt immer gleich. Sie braucht unser Wissen nicht.“
Adriana: „Die physikalischen Gesetze behalten ihre wesentlichen Strukturen auch nach dem Verlust von Raum und Zeit. Die Physiker haben einen möglichen Weg für die spontane Bildung eines Keims gefunden, aus dem ein neuer Kosmos entsteht. Der Weg ist extrem kompliziert, aber denkbar. Da dieser Weg existiert, wird er sofort beschritten. Jede endliche Wahrscheinlichkeit, und sei sie noch so klein, wird noch vor der Unendlichkeit zur Gewissheit. Da es physikalisch keine Zeit gibt, können wir jeden beliebigen Wert nehmen, also sagen wir doch sofort. Die Zeit beginnt mit der Bildung des Keims. Eigentlich hat sie auch nie aufgehört. Mit dem Verschwinden des Kosmos verschwindet die Zeit und entsteht sofort wieder neu, zusammen mit dem neuen Kosmos. Der weitere Ablauf ist bekannt: Irgendwann wird es ein Bewusstsein geben, das diesem Zeitpunkt eine winzige Zeit und einen winzigen Raum zuordnen wird.“
Pi: „Die Mathematik ist unsterblich. In einem Kosmos aber entstehen und vergehen Dinge und Wahrnehmung, ebenso das Bewusstsein. Es entwickelt sich und begibt sich auf eine Entdeckungsreise in die ewige Mathematik, wie auch wir.“
Bernhard: „Yogama, wie siehst du das ewige Sein?“
Yogama: „Die Ewigkeit umfasst alle kosmologischen Zyklen, deren Funktionieren Adriana uns eindrucksvoll erläutert hat. Jeden einzelnen Zyklus und auch die Folge der Zyklen. Sie finden in der Mathematik geeignete Strukturen, schöpfen sie aber nicht aus, denn die Mathematik ist unendlich, während jeder kosmische Zyklus endlich ist. Zur Erklärung des ewigen Seins fehlt noch das harmonische Prinzip. Es formt das Bewusstsein so, dass es sich selbst und die Welt erkennen kann, und lässt es in der Mathematik die dazu passenden Strukturen finden. Erkenntnis und Wahrheit entstehen im Einklang dieser drei: die Mathematik, der Kosmos mit den Dingen und das Bewusstsein.
Sie standen in einer Kirche. Klaus wurde von der plötzlichen Stille regelrecht mit Taubheit geschlagen und sah nach der grellen Sommersonne zunächst nur blinde Dunkelheit, bis sich das Schwarz ganz langsam aufhellte. Bereits der Vorraum war mit prunkvoll vergoldeten Strukturen, farbenprächtigen Bildern und ausdrucksstark herausgemeißelten Skulpturen geschmückt, doch um wie viel eindrucksvoller und überraschender war der Blick in das eigentliche Kircheninnere. Ein Gitter trennte es vom Vorraum und ließ jetzt, nachdem die Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten, mehr und mehr Details erkennen. Eine unwirkliche Zusammenballung von Farbe, Gold und Stuck, die sich in drei Ebenen abgestuft emporschwang, um sich hoch im Gewölbe zum großen Finale eines riesigen Deckenfreskos zu vereinigen. Ein winziges Fenster am hinteren Ende des Raums leuchtete in dämmrigem Gelb. Diffuses Licht gelangte aus unbekannten, nicht einsehbaren Schächten ins Innere der Kirche und modellierte ihr Dunkel in überirdischer Transparenz.
„Wie gefällt dir die Asamkirche?“, flüsterte Anja.
Klaus konnte zuerst gar nichts sagen. Wie nur sollte er diese Fülle von Eindrücken sortieren und bewerten?
„Ich weiß nicht. Es ist überwältigend, aber mir vielleicht zu viel. Irgendwie erschlägt mich diese Häufung des Schönen und ich frage mich, ob ich das Prinzip dieser Kirche verstehe.“
„Muss man alles verstehen?“, fragte Anja. „Oder reicht Schönheit allein nicht auch schon?“
„Liegt dieser Kirche eine authentische Idee zugrunde, oder ist es wie Altdorfer …“
„… der ein prunkvolles, aber falsches Feuerwerk zündet, um eine bestimmte Wirkung zu erzielen, die aber letztlich gar nicht echt ist?“, ergänzte Anja.
„Genau!“, sagte Klaus, „Genau das meine ich.“
„Hm … darüber muss ich mal nachdenken“, sagte Anja.
Sie verließen die Kirche wieder, wandten sich nach links und gelangten in ein kleines Gässchen, dass sie in einen ruhigen Innenhof führte. Ein paar Schritte weiter lud ein gemütliches Café mit riesigen Sonnenschirmen, freien Tischen und Stühlen mit dicken Kissen zum Verweilen. Klaus schlug vor, ihre Gedanken bei einem Cappuccino weiterzuspinnen.
Der Kaffee entspannte ihre Sinne und mobilisierte frische Energie. Ihr Blick öffnete sich. Jetzt erst erkannte Klaus, dass die Asamkirche auch von ihrem Platz aus zu sehen war. Hier aber erschien sie nur als unscheinbares graues Stück Mauerwerk, und er hätte es gar nicht als die Rückseite der Asamkirche erkannt, wenn nicht hoch oben das Kreuz und hinten die auffällig geformten Fenster zu sehen gewesen wären, deren Licht ihm bereits im Innern aufgefallen war.
„Schau mal, wie unscheinbar die Asamkirche aus dieser Perspektive ist!“
„Könnte das nicht ein wichtiger Grund für ihre Bedeutung sein? Der Stuck, das Gold, der Prunk, die ganze Pracht des Barock und all der Reichtum“, Anja breitete ihre Arme aus und erfasste mit ihrer Geste weit mehr als nur den Asamhof und seine versteckte Kirche, „das alles ist hohe Kunst. Aber erst der Kontrast, der durch ihren Platz zwischen Wohnhäusern entsteht, macht sie zu etwas ganz Besonderem. So, wie wir jetzt hier sitzen und draufschauen … da würde man niemals diese Pracht und Großartigkeit vermuten. Vielleicht ist gerade das die wichtigste Wirkung von Egid Quirin Asams Kirche: die Überraschung, an einer völlig unerwarteten Stelle Gott zu finden. Du rechnest nicht mit ihm, und plötzlich ist er da. Mit voller Macht und unerwartet, in all seiner Stärke, Schönheit und Kraft.“
Jetzt, wo mein Buch geschrieben ist, bleibt mir nichts übrig, als in mich selbst hineinzuhorchen. Ich ahne, dass auch mein Handeln einer höheren Macht gehorchen musste.
Doch wo ist oben in einer Welt, die sich als Kugel in 24 Stunden einmal um ihre eigene Achse dreht?
Wer zieht die Fäden der Marionetten, wer dirigiert die Puppenspieler, wo hat der Regisseur sein Wissen erworben? Und muss es nicht so sein, dass ein gutes Drehbuch den Akteuren Raum zur Entfaltung gibt und wirklich gutes Spiel erst im Bühnengeschehen selbst entsteht?
Der Marionettenspieler verrät sich im Tanz seiner und damit auch meiner Figuren. Deren Bewegungen sind ein Abbild meines Wissens, das aus tausend Quellen zu mir floss, und künden auch von ihm und seinem Wissen, mit dem er mich zu meinen Quellen führte.
Menschliche Erkenntnis zieht ihre Spur seit Jahrtausenden durch die Erinnerung der Geschichtenerzähler, die Regale der Bibliotheken, die Archive und Museen. Der Zufall, das Schicksal, die Vorsehung – was zog meine Lebenslinie mit scharfem Strich durch das Gewimmel der Figuren, in dem ich selbst nur eine bin? Fenster öffneten sich für einen Moment und gewährten mir einen kurzen Blick auf mystische Schätze. Zu kurz, um die Details zu erfassen, aber lange genug, um davon zu erzählen.
Wie wirklich ist die Wirklichkeit?
Um es kurz zu sagen: In dem Buch ‚Last Log. Die Botschaft‘ geht es um nichts weniger als um die Frage „Wie wirklich ist die Wirklichkeit?“ Eine Frage, die sich jeder schon einmal gestellt hat, spätestens dann, wenn es gilt, die eigenen Träume von der Wirklichkeit zu unterscheiden. Das Buch geht allerdings weit über diese Alltagsfrage hinaus.
Um das ganz zu verstehen, sollte man das erste Buch des Autors Frank Diedrich ‚Der Unfall und mein Weg danach‘ gelesen haben, in dem er die Geschichte seines Fahrradunfalls erzählt, der ihm fast das Leben gekostet hätte. Es ist die Beschreibung einer Reise an die Grenzen der menschlichen Existenz und der Wirklichkeit an sich. Es handelt sich um die akribische Beschreibung eines Weges durch Koma, Lähmung scheinbarer Hoffnungslosigkeit hin zu einem glücklichen Ende. Die rein naturwissenschaftliche, objektive und rationale Sichtweise in der Rolle des Beobachters ist für den Autor die eine Art mit Wirklichkeit umzugehen.
Sein neues Buch ‚Last Log. Die Botschaft‘ scheint mit dem ersten zunächst nicht viel zu tun zu haben. Doch auch hier geht es letzten Endes um die gleiche Frage. Die teils autobiographischen Themen des Romans sind eine romantische Liebe, bildende Kunst, Musik, Quantenphysik. Der Autor beschreibt sie als Beobachter und Mitspieler zugleich.
Die Wirklichkeit liegt nicht einfach vor, sie wird durch die Existenz des Beobachters mitbestimmt. Ein Bild, das Niels Bohr, einer der Pioniere der modernen Quantenphysik, verwendet, um die seltsame Seinsweise von Wirklichkeit in der modernen Physik zu beschreiben. Es ist die Faszination dieses Themas, welche den ganzen Roman durchzieht.
In dem vor 40 Jahren vielgelesenen Bestseller ‚Gödel, Escher, Bach‘ von Douglas Hofstadter wird die seltsame Wirklichkeit der modernen Mathematik mit Kunst, Musik und Lebenswelt romanhaft verflochten. Ähnlich gelingt es dem Autor Frank Diedrich die Grundfragen der modernen Physik in unterhaltsamer und gleichzeitig tiefsinniger Weise zu veranschaulichen.
Ein sehr empfehlenswertes Buch für alle, die sich für die letzten Fragen der Welt interessieren.
Das Leben (in München), das Universum und alles Übrige
Was macht man als Ingenieurstudent, gerade in freiwilligem Dienst in einem Seniorenheim beschäftigt, wenn auf einmal merkwürdige Postkarten eintreffen, die auf eine verschlüsselte Botschaft vom Rande des Universums hinzuweisen scheinen? Ist das Ganze ein Scherz? Aber woher stammt dann das in keinem Katalog verzeichnete Buch in der Handschriftenabteilung der bayrischen Staatsbibliothek? Klaus Jürgens, der Held des Romans, begibt sich auf eine Suche, die ihn am Ende nicht nur an die Grenzen des menschlichen Wissens sondern auch zum Sinn seines eigenen Lebens führt.
Frank Diedrichs Buch verbindet auf ganz ungewöhnliche Weise eine spannende Detektivstory mit den großen Fragen des Daseins, der Möglichkeit von Erkenntnis der Natur und ihrer Fundamentalwissenschaft, der Physik. Es handelt vom Anfang und Ende des Alls, vom Allerkleinsten und Allergrößten – und wie beides mit uns selbst, den Menschen, auf geheimnisvolle Weise zusammenhängt.
Ein Buch für alle, denen die lärmende Oberfläche der Instagram-Welt nicht genügt, die auf der Suche nach Antworten auf die großen Fragen sind, die – wie hier bewiesen wird – für niemanden zu groß oder zu schwer sein müssen.
Ein ideales Geschenk zur Abiturprüfung und allen anderen Gabelungen des Lebensweges!
Schläft ein Lied in allen Dingen …
Last Log ist eine Mischkomposition verschiedener literarischer Formate: Liebes-, Bildungs-, Entwicklungsroman, Krimi, wissenschaftliche Dokumentation, außerdem auch ein München-Roman. Die Grunderzählung verläuft so:
Der Orientierung suchende Student Klaus gönnt sich im sommerlichen München eine Atempause. In seinem Drang hinter die Erscheinungswelt zu sehen hat er sich in einem Altersheim, wo er Sozialdienst leistet, mit dem sympathischen Professor Kalberla, einer Art modernem Sokrates, angefreundet, mit dem er in tiefsinnigen, auch launigen Gesprächen Fragen der Physik, Mathematik, aber auch Musik und Literatur erörtert. Zwei Handlungsstränge werden durch mysteriöse rebusartig verschlüsselte Postkarten angetrieben: die Liebesgeschichte mit der kunstbeflissenen Gymnasiastin Anja und die krimihafte Entdeckung der geheimnisvollen Botschaft von einem bewohnten Exoplaneten in einem Buch der Münchener Staatsbibliothek, in der das gesamte kulturelle Wissen dieser weltenfernen, vom Untergang durch einen Kometen bedrohten Zivilisation niedergelegt ist.
Die Liebesgeschichte entwickelt sich in diesem herrlichen Münchner Sommer in verschiedenen, z.T. spannenden, romantischen, aber auch dramatischen Szenen, während die Gespräche mit dem Professor immer tiefer greifen und Themen berühren, zu denen Klaus kurze Zeit später anonyme Postkarten mit Links ins Internet erhält. Dabei werden – und das ist der Knackpunkt dieses Buches – immer wieder längere Abschnitte (mit eigener Seitenzählung) eingeschaltet, in denen hochwissenschaftliche Themen der Naturwissenschaften und der Musik direkt und in der Reflektion von Klaus abgehandelt werden. Auch der gebildete Leser kann an manchen Stellen nicht mehr folgen und überschlägt diese Abschnitte einfach. Das gilt auch für einige Ausführungen in den Protokollen von jenem Exoplaneten und die Diskussion von Klaus mit seinem Freund Ben, einem IT Experten, über künstliche Intelligenz.
Ist die Lektüre des Buchs deshalb anstrengend bzw. frustrierend? Keineswegs. Schon allein die Spannung der beiden Erzählhandlungen lässt es den Leser nicht so schnell aus der Hand legen. Dazu bereichert einen die erstaunliche Informiertheit des Autors über die Naturwissenschaften und darüber hinaus. So bekommt der Leser Einblicke nicht nur in die Physik, sondern auch in Altdorfers „Alexanderschlacht“, in Bachs h-Moll-Messe und eine Violinsolosonate und er entschlüsselt mit dem Erzähler die Architektur und Hagiografie Münchner Barockkirchen. Auch Gedichte dienen dem Erkenntnisgewinn des jungen Helden.
Eines davon steht am Ende des Romans, Eichendorffs „Wünschelrute“. Das letzte Kapitel zeigt den Helden Klaus nach einem Zeitsprung an seinem Lebensabend: Er hat Anja geheiratet, hat Karriere gemacht, ist eine international anerkannte Kapazität geworden. Außerdem Großvater. In der anrührenden Schluss-Szene muss er seinen Enkeln zum wiederholten Mal das Traummärchen von den Wünschen berühmter Wissenschaftler erzählen, wobei sie langsam einschlafen. Ist seiner in Erfüllung gegangen? „Und die Welt hebt an zu singen, triffst du nur das Zauberwort“.